Lernende leisten viel – doch ihre Erholung kommt oft zu kurz. Viele von ihnen leiden unter Stress, jede:r Vierte bricht die Lehre ab. Während Gleichaltrige an Gymnasien oder Fachmittelschulen 13 Wochen Ferien haben, stehen Lernenden in der beruflichen Grundbildung nur 5 Wochen zu. Diese Ungleichbehandlung ist nicht gerecht. Fachpersonen Gesundheit und Betreuung, Köchinnen und Köche, Zimmerleute, Coiffeur:innen, Sanitärinstallateur:innen, Hotel-Kommunikationsfachleute, Spengler:innen oder Velomechaniker:innen – Lernende aus über 15 Berufen richten einen Appell an den Bundesrat. Sie fordern, dass die fehlende Anerkennung ausgeglichen wird, unter anderem mit 8 Wochen Ferien für Jugendliche in Ausbildung. Diese Forderung stösst auf breite Unterstützung: Neben der Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz, Dagmar Rösler, unterzeichnet auch der Berufsweltmeister Yunus Ruff (Automatiker EFZ) den offenen Brief. Die Berufslehre ist ein zentrales Fundament der Schweiz – jetzt soll sie mit einer konkreten Massnahme endlich aufgewertet und attraktiver gemacht werden.
Mit einem offenen Brief an den Bundesrat startet heute die Allianz «8 Wochen Ferien in der Lehre» eine nationale Kampagne zur Stärkung der Berufsbildung. Lernende aus mehr als 15 Lehrberufen fordern gemeinsam mit Jugendorganisationen, Lehrpersonen und Bildungsexpert:innen mehr Erholung und mehr Anerkennung: 8 Wochen Ferien für alle Lernenden. Kurz vor den Sommerferien wird die Ungleichbehandlung besonders sichtbar: Während Jugendliche an Gymnasien und Fachmittelschulen jährlich 13 Wochen Ferien haben, müssen Lernende mit nur 5 Wochen auskommen. Das ist zu wenig – und mit ein Grund dafür, dass sich immer weniger Jugendliche für eine Berufslehre entscheiden.
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Lehre in der Krise
Die Lehre wird oft als Königsweg bezeichnet, das duale Bildungssystem gilt als Erfolgsmodell der Schweiz – auch im Hinblick auf Durchlässigkeit, soziale Mobilität und tiefe Jugendarbeitslosigkeit. Die Berufslehre ist auch hocheffizient. Gleichzeitig profitieren die Betriebe von ihren Lernenden auch finanziell mit einem Nettonutzen von durchschnittlich rund 3’000 Franken pro Lehrjahr und Lehrverhältnis. Viele Branchen und Betriebe sind auf Lernende und die Ausbildung künftiger Fachkräfte angewiesen.
Doch die aktuelle Lernendenbefragung der Gewerkschaft Unia zeigt: Über die Hälfte der Lernenden leidet unter Stress, jeder vierte Lehrvertrag wird vorzeitig aufgelöst. Die Berufslehre droht zunehmend in eine Krise zu geraten. Die Schweiz ist auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen – eine attraktive Ausbildung ist dafür zentral. Seit Jahren wird von der nötigen Aufwertung der Berufsbildung gesprochen. Konkrete, spürbare Schritte wurden aber keine gemacht. Darum braucht es jetzt eine zeitgemässe Aufwertung mit 8 Wochen Ferien für alle Lernenden. Diese drei zusätzlichen Ferienwochen für Lernende sind organisatorisch problemlos machbar – für die Jugendlichen bedeuten sie jedoch eine echte Entlastung und eine wichtige Anerkennung.
Offener Brief als Petition an den Bundesrat
Der offene Brief wurde von Lernenden, Berufsbildnerinnen, Lehrpersonen, Jugendorganisationen und Bildungsexpertinnen unterzeichnet. Eine vollständige Liste der Erstunterzeichnenden sowie die Plattform der Allianz mit dem offenen Brief an den Bundesrat finden sich unter 8wochen.ch.