Pressekonferenz des TGGB, 13. Januar 2017
Im vergangenen Jahr konnte syndicom grosse Erfolge in den GAV Verhandlungen erzielen.
So wurden die GAVs von Secure Post, IMS und SPS mit fundamentalen Verbesserungen erneuert. Ebenso wurde der Verzicht auf die Arbeitszeiterfassung gemäss (Art. 73a und Art. 73b ArGV1) vertraglich mit der Post und Swisscom geregelt. Parallel dazu sind Baustellen in den folgenden Themenfeldern entstanden:
– AZB bei PL (Arbeitszeiterfassung und Zeitdruck bei den Packetpöstlern)
– PostFinance (Projekt Victoria 17-20, Restrukturierung des gesamten Personals, Abbau von ca. 500 Stellen befürchtet)
– Konzern Post (Zusammenlegung Overhead, dh. Personal, Finanzen und Kommunikation der Bereiche PV, PL und PM)
– Poststellenkahlschlag (Abbau von 500-600 Poststellen und 1200 Stellen) à politische Kampagne läuft hierzu uA. mit der Gefährdungskarte Schweiz
Erfolge der Basis
das Projekt WPV der Post, (Weiterentwicklung von Poststellen und Verkauf) hätte eine Lohnkürzung von 6000 Angestellten von PV bedeutet in teilweise sehr einschneidendem Masse. Dieses Projekt konnte durch unsere Petition und der medialen Schelte abgeschmettert werden.
Jahresmedienorientierung TGGB 13. Januar 2017
Edith Graf-Litscher, Präsidentin TGGB, Nationalrätin SP TG
Für den TGGB und für die Gewerkschaft Garanto war der Kampf gegen die Schliessung von Zollstellen ein zentrales Thema im 2016, insbesondere gegen jene in Romanshorn. Wir beteiligten uns mit einer namhaften Delegation an der Kundgebung vom 5. März in Romanshorn und an der Unterschriftensammlung für die Petition. Das Ziel von Garanto war in erster Linie der Erhalt der beiden Stellen. Dieses Ziel konnte nicht erreicht werden. Obwohl sich das Parlament in Bern für den Erhalt der Zollstellen aussprach, wird nun die angekündigte Streichung der 53 Stellen in der Eidg. Zollverwaltung umgesetzt. Die Zollstelle in Romanshorn wird aufgelöst und die beiden Stellen nach Kreuzlingen verschoben. Für die Zollabfertigung wurde eine andere Lösung gefunden, auch dank tatkräftiger Mithilfe der Betroffenen, welche in einer internen Arbeitsgruppe mitarbeiteten.
Das Stabilisierungsprogramm des eidgenössischen Parlaments hat auch Auswirkungen für das Zollpersonal. Zwar konnte erreicht werden, dass die Beteiligung des Bundes bei der Überbrückungsrente weiterhin bestehen bleibt, aber mit dem Antrag für 2018 und 2019 je weitere 100 Mio. beim Personal zu sparen, versetzte uns die rechtsbürgerliche Mehrheit einen empfindlichen Dämpfer. Diese Einsparungen werden beim Zoll und beim GWK Spuren hinterlassen. Denn die Summe wird die Eidg. Zollverwaltung als eine der grössten Abteilungen in der Bundesverwaltung hart treffen. Der Stellenabbau wird weiter zu Lasten des technischen Zolls gehen. Wir befürchten Kündigungen und eine weitere Erhöhung Leistungsdruck auf die Einzelnen. Ein Abbau des Service Public ist absehbar: Wegen fehlendem Personal muss eine Einschränkung der Öffnungszeiten in Kauf genommen werden.
Obwohl der Zoll in Romanshorn bestehen bleibt, wird die Zollabfertigung nicht länger vom dafür ausgebildeten Personal erledigt. Diese Entwicklung wird von Garanto nicht gutgeheissen, bedeutet sie doch einen Angriff auf das Berufsethos. Für Garanto ist folglich die Bilanz 2016 stark durchzogen.
Poststellenschliessungen/Perspektiven für das Personal
Die Gewerkschaft Syndicom fordert von der Konzernleitung zum angekündigten Poststellenabbau (schweizweit 1200 Personen) die Offenlegung der Strategie zur Entwicklung der Poststellen. Wie stellt sich die Post die Poststelle der Zukunft vor? Welcher Service soll darin angeboten werden? Das ist die Grundvoraussetzung, damit die Gemeinden und Kantone mittel- und langfristig mit einer modernen Poststelle rechnen können. Ohne eine solche Strategie setzt die Post alle Poststellen aufs Spiel und somit die flächendeckende postalische Abdeckung. Für die treue Belegschaft erwarten wir von der Postführung, dass sie konkrete Entwicklungsperspektiven aufzeigt. Der TGGB verlangt in der laufenden Digitalisierung von einem verantwortungsvollen Arbeitgeber eine Aus- und Weiterbildungsstrategie: Angestellten unter 55 Jahren droht der Verlust des Arbeitsplatzes, während älteren Arbeitnehmenden oft nur noch das Abstellgleis der Frühpensionierung offensteht. Nächste Woche findet ein Spitzentreffen SP CH und Postleitung statt. Dort werden wir die Themen Poststellenschliessungen und Auslagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland thematisieren.
Vernetzung
Die Vernetzung im Kanton ist eine zentrale Aufgabe des TGGB. Diese werden wir auch im 2017 pflegen. Sei es durch die Teilnahme an der traditionellen Prognose-Rundschau des AWA zum Thema «Wirtschaft und Arbeitsmarkt Schweiz – Thurgau», an den halbjährlichen Gesprächen mit Regierungsrat Walter Schönholzer und unserm Einsatz in der tripartiten Kommission wo wir uns gegen diskriminierende Arbeitsbedingungen und Lohndumping im Thurgau einsetzen.
Neujahrs-Pressekonferenz Thurgauer Gewerkschaftsbund
Freitag 13. Januar 2017
Schwerpunkte 2017 SEV
Felix Birchler (Regionalsekretär SEV)
Der SEV (Die Gewerkschaft des öffentlichen Verkehrs) betreut seine Mitglieder in der Ostschweiz aus dem Regionalsekretariat St.Gallen. Die Mitglieder mit Wohnsitz im Kanton Thurgau sind aber selbstverständlich auch Mitglied im Gewerkschaftsbund Thurgau. Aus diesem Grund ist die enge Zusammenarbeit mit dem TGGB für den SEV unerlässlich. Dies zeigt sich gerade dann am deutlichsten, wenn ein vom SEV betreutes Unternehmen in den Fokus der kantonalen Politik und der öffentlichen Aufmerksamkeit gerät, wie das 2016 bei der Schifffahrtsgesellschaft Untersee & Rhein der Fall war.
Die Sanierung der URh hat uns im letzten Jahr intensiv beschäftigt. Der vom Verwaltungsrat eingesetzte Sanierer wollte die Anstellungsbedingungen des Personals massiv verschlechtern. Der bestehende Firmenarbeitsvertrag zwang ihn jedoch zu Verhandlungen mit dem SEV. Das Beispiel URh hat einmal mehr bewiesen, welchen wichtigen Schutz ein Gesamtarbeitsvertrag den Arbeitnehmenden bietet. Statt dem Sanierer wehrlos ausgeliefert zu sein, war dieser auf den Goodwill des Personals angewiesen und musste feststellen, dass er mit seinen Holzhammer- Methoden in so einer Situation fehl am Platz ist.
Dank dem guten Zusammenhalt und dem Mut des Personals der URh ist es uns in den Verhandlungen gelungen, die schlimmsten Attacken auf den Firmenarbeitsvertrag abzuwehren. Die Anstellungsbedingungen konnten mehr oder weniger auf dem bisherigen Niveau erhalten werden. Das Personal war dort zu Zugeständnissen bereit, wo es zu spürbaren und nötigen Effizienzsteigerungen im Betrieb beitragen kann. Reine Sparmassnahmen auf dem Buckel des Personals (wie etwa die Streichung von Ferientagen) konnten wir hingegen erfolgreich abwenden.
Der neu ausgehandelte Firmenarbeitsvertrag trat auf den 1. Januar in Kraft und schützt die Anstellungsbedingungen des Personals für mindestens zwei Jahre. Im 2017 wird es für uns deshalb vor allem darum gehen, das Personal vor den betrieblichen Konsequenzen der Sanierung zu schützen. Insbesondere darf der von der URh versursachte Personalunterbestand nicht dazu führen, dass das Personal seine gesetzlich vorgegeben Ruhezeiten nicht mehr einhalten kann.
Bei Thurbo wird im 2017 der bestehende GAV neu verhandelt. Da dieser in seinen Grundzügen bereits seit 14 Jahren besteht, sind die Vertragsparteien übereingekommen ihn einmal von Grund auf durchzuarbeiten und weiterzuentwickeln.
Aus Sicht des SEV muss insbesondere das Lohnsystem überarbeitet werden. Den jungen Lokführern muss wieder ein attraktive und verlässliche Lohnperspektive geboten werden, damit dieser Beruf wieder interessanter wird. Ansonsten wird sich der bereits bestehende Lokführermangel in den nächsten Jahren weiter verschärfen. Einen zweiten Verhandlungs-Schwerpunkt möchten wir im Bereich der Berufsinvalidität legen. Mitarbeiter die nach jahrzehntelanger Lokführer-Tätigkeit den gesundheitlichen Anforderungen des Berufes nicht mehr genügen, dürfen nicht einfach auf die Strasse gestellt werden. Sie haben (vor allem ab einem gewissen Alter) auf dem Arbeitsmarkt schlicht und einfach keine Chance mehr, auch wenn sie zu einer beruflichen Neuorientierung bereit sind. Die Problematik des gesundheitlich bedingten Jobverlustes bei älteren Lokführern ist auch dem Unternehmen sehr wohl bewusst. Wir sind deshalb zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit Thurbo ein Modell entwickeln können, dass zu mehr Sicherheit für die Mitarbeiter führt.
Das angekündigte Sparprogramm «RailFit» der SBB wird uns im 2017 weiter beschäftigen – auch im Kanton Thurgau. Zwar ist vieles nach wie vor im Dunkeln, wo die SBB denn genau die schweizweit 1400 Stellen abbauen will – wahrscheinlich wissen das die Damen und Herren Manager selber noch nicht so genau. Es verheisst jedoch nichts Gutes, dass unter den angekündigten Stellenstreichungen auch 165 Rangierer und 220 Personen des Verkaufspersonals sind. Es ist anzunehmen, dass diese Stellenstreichungen auch die Ostschweiz und den Kanton Thurgau treffen werden. Wir werden uns nach Möglichkeiten gegen diesen Stellenabbau im Service Public einsetzen.
Gerade beim Verkaufspersonal ist anzunehmen, dass der Personalabbau mit einer weiteren Verschlechterung der Kundenorientierung der SBB verbunden ist. Nach der angekündigten Schliessung der Drittverkaufstellen, drohen nun auch SBB-Verkaufsstellen ganz geschlossen oder in ihren Öffnungszeiten und ihrem Angebot massiv eingeschränkt zu werden. Wir hoffen deshalb auf eine breite Unterstützung durch die Politik und die Öffentlichkeit, wenn wir uns zusammen mit dem betroffenen Personal für den Erhalt der SBB-Verkaufsstellen im Kanton Thurgau einsetzen werden.